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14901490
Im Jahre 1490, also kurz bevor Columbus die Neue Welt entdeckte, schlug die Geburtsstunde der Thaltor-Herberge, wie das Torbräu seinerzeit genannt wurde. Der Landadelige Georg Schmidt von Bogenhausen erwarb das Haus gleich neben dem Isartor, vor dem zur damaligen Zeit die so genannte Salzstraße einmündete. Durch die exponierte Lage gewann die Wein- und Bierschänke rasch an Beliebtheit und wurde von dem neuen Besitzer zur noblen Herberge ausgebaut. Bereits zu dieser Zeit gab es neben Schlafsälen für mehrere Reisende auch elegante Einzelzimmer mit vertäfelten Wänden, komfortablen Himmelbetten und Wäscheschränken im spätgotischen Stil.
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15651565
erweiterte der Bierbrauer Wolfgang Brunnhuber die Herberge um eine Brauerei und war somit fortan der erste "Thorbräuer". Früh hatte er die aufkommende Mode des Biertrinkens erkannt, die zunehmend den bislang vorherrschenden Genuss der bisweilen doch etwas sauren bayerischen Weine verdrängte. Damals verkehrten nicht nur einheimische Biertrinker, sondern auch zahlreiche Gäste aus Italien und dem fernen Spanien im Thorbräu, um das inzwischen über die Landesgrenzen hinaus bekannte Münchner Malzgebräu zu kosten.
(Museumszimmer im Hotel Torbräu, zu finden am Aufgang in die erste Etage) -
15971597
Im 17. Jahrhundert litten auch Bayern und München unter den Folgen des 30jährigen Krieges. Doch auch in dieser schwierigen Zeit erfreute sich das Bier des Brauers Hanns Schaller, der das Anwesen am 16. Mai 1597 für eine stattliche Kaufsumme erworben hatte, regen Zuspruchs. Die hochherrschaftlichen Zimmer wurden mit kostbaren Renaissance- und Barockmöbeln ausgestattet, und der Thorbräu wandelte sich zu einer Kaufleute- und Diplomatenherberge von Rang.
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18101810
Gegen Ende des 18. Jahrhunderts baute Franz Xaver Duschl den Thorbräu durch den Zukauf mehrerer Grundstücke zu einem gesamten Gebäudekomplex aus. Während der Hochzeit des späteren Königs Ludwig I. mit Therese von Sachsen-Hildburghausen am 12. Oktober 1810, der Geburtsstunde des Münchner Oktoberfestes, war auch der Thorbräuwirt für die "Atzung" der hohen Bürgerschaft zuständig. Die Eröffnung des Königlichen Theaters am Isartor 1812 brachte so illustre Gäste wie den König Max Joseph, der wie viele Besucher vor oder nach dem Theater im Thorbräu zu weilen pflegte.
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18501850
Der Aufstieg der Münchner Bohème zur anerkannten Kulturszene in der Mitte des 19. Jahrhunderts schlug sich auch im Gästekreis des Hauses nieder. Auf der Gästeliste fanden sich so namhafte Persönlichkeiten wie Heinrich Heine, Felix Mendelssohn-Bartholdy oder Franz Liszt. Auch dem dänischen Dichter Hans Christian Andersen oder dem Apotheker und Malerpoeten Karl Spitzweg mochte in der Atmosphäre des Thorbräus manch künstlerischer Einfall gekommen sein.
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1858/591858/59
ging der Thorbräu an Joseph Sedlmayer über, den mächtigen Besitzer der Franziskaner-Leist-Brauerei. Er verlegte die Braustätte in seine Franziskaner-Brauerei und gab damit schon frühzeitig den Startschuss für eine Reihe von Brauereizusammenschlüssen, die die Münchner Bierlandschaft bis heute prägen sollten.
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19031903
Der Prinzregent vom Tal
Mit Maria und Johann Nepomuk Mayr beginnt die Geschichte der Hoteliersfamile Mayr & Kirchlechner. 1903 übernehmen die Mayrs das Hotel Torbräu zunächst als Pächter von der Spaten-Leist-Brauerei.Das ab 1900 neu im Jugendstil erbaute Hotel mit seinem markanten, weithin sichtbaren Zwiebelturm und seine Wirtsleute sind Stadtgespräch. Voller Ehrfucht rufen die Münchner: "Schaut, da kommt der Prinzregent vom Tal", wenn die Mayrs in der Pferdekutsche vorfahren, Johann wie immer mit Zylinder.
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19441944
Die Auswirkungen des 2. Weltkrieges machen auch vor dem Hotel Torbräu nicht halt. In der Nacht vom 17. auf den 18. Dezember 1944 zerstören vier Fliegerbomben das Anwesen fast vollständig. Zwei Menschen verlieren ihr Leben, das Zwiebeltürmchen fällt vom brennenden Dach und die Wirtsleute Johann und Maria Mayr müssen mit ansehen, wie ihr Lebenswerk in wenigen Stunden den Flammen zum Opfer fällt.
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19461946
In der Zeit nach Kriegsende krempeln sie die Ärmel hoch und machen sich zügig an den Wiederaufbau, tatkräftig unterstützt durch Tochter Mariele und Schwiegersohn Sebastian Kirchlechner, der unversehrt aus dem Krieg heimgekehrt war. So kann bereits im März 1946 das Restaurant wiedereröffnet werden und 1947 die ersten Hotelzimmer. Da auch das Treppenhaus ausgebrannt ist, sind die Zimmer zunächst nur über eine "Hühnerleiter" genannte Behelfskonstruktion erreichbar.
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19581958
Die Wiederaufbauarbeiten schreiten weiterhin zügig voran, und schon 1952 verfügt das Hotel Torbräu erneut über 25 Einbett- und 35 Doppelzimmer. Im Zuge des Wirtschaftswunders und der bald steigenden Nachfrage nach Hotelzimmern erweitern Sebastian und Maria Kirchlechner das Torbräu ab 1958 auf über 100 Gästezimmer
(Abbildung aus einem Hotelprospekt der 50er Jahre) -
19721972
Die dritte Generation der Hoteliersfamilie Kirchlechner bringt mit den Söhnen Walter und Werner frischen Wind ins Geschäft. Die beiden beginnen mit der Renovierung des Restaurants und der Gästezimmer, um gegen die vielen neuen Kettenhotels bestehen zu können, die im Zuge der Olympischen Spiele 1972 in München entstehen. Konditormeister Werner Kirchlechner richtet im Torbräu ein Conditorei-Café mit eigener Backstube und Confiserie-Laden ein, während Hotelier Walter Kirchlechner nach der Verpachtung des Restaurants Ende der 70er Jahre mit der professionellen Vermarktung der Hotelzimmer über Reisebüros im In- und Ausland beginnt und damit die Basis für die weitere wirtschaftliche Entwicklung des Hotels legt.
(von links: Walter, Maria und Werner Kirchlechner) -
19901990
500 Jahre " Der Torbräu"
Mit einer großen Gala feiern 1990 Werner und Walter Kirchlechner das 500-jährige Bestehen ihres Hotels. Zahlreiche Freunde des Hauses und viel Politprominenz folgen der Einladung und zusammen begehen Sie einen wahrhaft seltenen "Hotelgeburtstag": Ein halbes Jahrtausend schon ist "Der Torbräu" nun schon aufs Engste mit der Münchener Stadtgeschichte verbunden.
(Abbildung der Empfangshalle mit Rezeption um 1990) -
20032003
100 Jahre Familie Mayr-Kirchlechner
Unter der Regie von Hotelier Werner Kirchlechner wird in den 90er Jahren mit der umfangreichen Renovierung der jetzt 92 Gästezimmer (darunter drei elegante Junior-Suiten im Jugendstil) und mit der Verlegung der Hotelrezeption hin zum Tal, unter die Arkaden begonnen. Der Konferenzbereich, der jetzt zwei große Räume im Erdgeschoß mit Tageslicht umfasst, wird völlig neu gestaltet und mit moderner Präsentationstechnik ausgestattet. Das Café, das Restaurant und die öffentlichen Bereiche des Hotels erhalten ein ganz neues Gesicht, und nicht zuletzt startet das Torbräu 1995 mit der Einführung des Hotelsystems "Fidelio" endgültig in das PC- und Internetzeitalter: 1997 wird zum letzten Mal eine Reservierung per Telex entgegengenommen, in den Jahren zuvor noch der wichtigste Buchungsweg für Hotels.
(Werner Kirchlechner vor der 500-Jahre-Gedenktafel am Hotel Torbräu)